Sonntag, 24. August 2014

Reise Kagoshima

Kagoshima

Dies Woche sind ein paar Freunde und ich nach Kagoshima gefahren. Die Region ist bekannt für Süßkartoffeln, kleine besonders süße Mandarinen und für das Fleisch von schwarzen Schweinen. Ach ja, und für seine vulkanische Aktivität. Die ganze Region hat eine Reihe von mehr oder weniger aktiven Vulkanen. Nur 4 Kilometer von der Hauptstadt der Präfektur entfernt, befindet sich die Insel Sakurajima. Sie besteht aus einem einzigen großen Vulkan der fast täglich in kleineren, jedoch hörbare Eruptionen ausbricht.
Das Abenteuer fing eigentlich schon Dienstag Abend an. Unsere Flug sollte am Mittwoch Morgen um 7 Uhr gehen, allerdings ist es unmöglich von unserem Wohnheim rechtzeitig so früh am Flughafen anzukommen, da die Züge Nachts ihren Betrieb einstellen. Deswegen sind wir schon am Dienstag Abend mit Sack und Pack losgezogen und haben einfach am Flughafen übernachtet. Nach der Nummer anderer Passagiere die auch dort waren scheint das wohl gängige Praxis zu sein. Wir hatten auch Glück und haben eine Bank gefunden, vor die noch eine andere Bank geschoben war, sodass man sich gemütlich mit 4 Leuten dort hinlegen konnte. Im Service Center haben wir uns dann Decken ausgeliehen und haben eine relativ angenehme Nacht am Flughafen verbracht.
Bis sie um 2 oder so anfingen an irgendetwas zu bauen und ständig irgendwelche Baustellen Geräusche zu hören waren.



Am nächsten morgen ging es dann los nach Kagoshima. Der Flug war angenehm und es gab keine Turbolenzen. Vom Flughafen sind wir dann mit dem Bus nach Kirishima gefahren, einer Bergkette mit aktiven Vulkane die wunderbar zum wandern ist. Die Natur ist total schön und dadurch dass es hoch gelegen ist, war es auch nicht so warm wie der Rest von Japan momentan. Ich glaube sonst wäre ich auch eingegangen. Es war ohnehin schon sehr anstrengend. Erst sind wir einige relativ einfache Wege gewandert die uns an mehreren Vulkansehen und durch Wälder geführt haben.







Nachdem wir zurück zum Ausgangspunkt gewandert sind haben wir uns dann dazu entschieden auf einen der höheren Gipfel zu steigen, da man von dort eine wunderschöne Aussicht auf den Krater haben sollte. Ich weiß ja schon, dass ich nicht so gut im wandern bin, da ich zum einen nicht sehr fit bin und zum anderen einfach nicht richtig dafür ausgerüstet bin aber der Anstieg war noch schlimmer als erwartet. Schon am Anfang auf den Wegen die noch keine Treppen oder Steine hatten die man besteigen musste habe ich angefangen zu schwitzen wie ein kleines Schweinchen und meine Beine fühlten sich an wie Gummi. Aber noch ging es einigermaßen also bin ich weiter den Berg hoch gekraxelt. Nach einer Weile hörte dann der asphaltierte Weg auf und der Pfad vor uns bestand nur noch aus Treppen. Zu dem Zeitpunkt waren die Jungs auch schon vor gelaufen weil wir (eigentlich ich) so lahm waren aber meine Freundin Erika hat mich mit netten Worten immer weiter angetrieben. Also ging es weiter bergauf. Stufe um Stufe, Meter um Meter immer weiter dem Gipfel entgegen. Bis es irgendwann anfing zu grollen, Wolken aufzogen und uns so die Aussicht nahmen. Aber wenn ich ehrlich bin kam mir das ganz gelegen. Ich war echt erschöpft aber trotzdem war die Aussicht die wir hatten wunderschön!





Ich weiß dass wir es nicht zum Gipfel geschafft haben aber nachher als wir den Berg wieder runter gelaufen sind habe ich erst einmal realisiert wie viel wir eigentlich gelaufen bin und dafür dass ich sonst ziemlich untrainiert und nicht gut in Form bin, bin ich schon sehr Stolz auf mich, dass ich so weit gekommen bin! Danke Erika!!!




Danach ging es zurück in kleines Onsen (natürliche heiße Quelle) Gebiet um uns nach dem anstrengenden Gewaltmarsch ein bisschen zu erholen. Es ging in einer der lokalen heißen Quellen indem man nach Geschlechtern getrennt nackt baden gehen kann. Sehr japanisch. Nachdem man sich im Umkleideraum seiner Kleidung erledigt hat wäscht man im Baderaum seinen Körper sehr gründlich (!!!) und betritt erst dann das Becken mit dem heißen Wasser. Wenn man Glück hat, hat das Bad auch noch ein Becken mit heißem Wasser draußen, natürlich von den Blicken angezogener Leuten geschützt, indem man an der frischen Luft das Wasser genießen kann. So etwas hatte unser Bad auch. Und so ließen wir uns eine Zeit im entspannenden, brühend heißen Wasser einweichen bevor wir uns auf den Weg zu unserem Hotel in der Stadt Kagoshima machten. Ich glaube diese ein oder zwei Stunden die wir dort verbracht haben, haben mir echt den Urlaub versüßt, da sie mich vor einem furchtbaren Muskelkater bewahrt haben. Wenn ihr also einmal die Chance habt in ein Onsen zu gehen, lasst sie euch nicht entgehen. Aber denkt daran euch vorher gründlich zu waschen und noch gründlicher abzuwaschen, damit kein Schaum in die Becken kommt.

Nachdem wir am ersten Tag so viel gewandert sind haben wir uns am zweiten Tag ausgeruht. Wir sind zum Strand in der Umgebung von Kagoshima gefahren und haben uns mit der Sicht auf Sakurajima den Tag im Wasser vertrieben.



Es ist total interessant weil ab und zu Steine angeschwemmt werden die so leicht sind dass sie auf der Wasseroberfläche schwimmen. Wir vermuten dass es sich dabei um Vulkangestein handelt mit genug Poren oder Lufteinschlüssen dass sie an oben treiben können. Zwischendurch fing es auch noch einmal richtig an zu Regnen aber selbst das war schön weil der kühle Regen eine angenehme Abwechslung zu dem sonst so schwül-heißem Wetter bot. Alles in allem ein toller Tag. Abends ging es dann zum Abendessen in ein paar kleine Gassen die sehr niedlich und sehr Japanisch aufgemacht waren. Die einzelnen Restaurants, waren winzig und baten teilweise nur Platz für 10 bis 15 Leute aber das Essen und die Atmosphäre waren einfach einzigartig.





Ich hatte Gyoza mit Schweinefleisch von den für Kagoshima berühmten schwarzen Schweinen und nachher noch Shabushabu, eine Art von Fondue in der man Gemüse und sehr dünn geschnittenes Schweinefleisch in einer Brühe kocht! So lecker!!!







An Tag drei machten wir einen Ausflug nach Sakurajima. Es ist sehr beeindruckend wie sehr der Mensch doch von der Natur beeinflusst wird. In der ganzen Region um Sakurajima liegt überall eine kleine Schicht Asche weil der Vulkan unablässig zu mindestens ein bisschen Rauch ausstößt. Ich habe gelesen, dass es wohl an besonders schlimmen Tagen besser ist mit einem Regenschirm raus zu gehen, um sich vor dem Staub zu schützen. Ich finde das schon sehr beeindruckend. Vor allen Dingen weil der Vulkan so nah an der Stadt ist. Bis 1914 gab es keine direkte Landverbindung zu Sakurajima aber durch einen Ausbruch in diesem Jahr in der sich ein Lavastrom 9 Kilometer lang bis zum Festland ergoss gibt es heute eine permanente Landbrücke. Wie oben schon erwähnt, die Stadt Kagoshima liegt nur 4 Kilometer von Sakurajima entfernt. Es ist nur zu hoffen, dass der Vulkan nie so ausbricht dass die Lava bis zur Stadt kommt.
Auf Sakurajima angekommen haben wir uns dann mit dem Bus viele schöne Plätze angeguckt. Man hat von dort echt eine tolle Aussicht auf die Stadt, auch wenn es sehr windig war.











Die Insel ist berühmt für ihre durch Vulkanasche fruchtbare Erde. Sie lässt besonders die Rüben dort zu Rekordgrößen wachsen! Ungelogen, die haben dort einen Weltrekord aufgestellt. Auch das andere Essen kann ich nur empfehlen. Zum Mittag gab es kalte Udon mit Kakiage. Es war einfach göttlich, weil alles noch den leichten Geschmack von Mandarinen hatte, auch eine Spezialität der Insel. Zurück auf dem Festland sind Erika und ich zum Abschluss noch in ein Onsen gegangen. So toll! Diese Tiefenentspannung nach dem Baden! Das Schönste an diesem Bad war allerdings dass es auf einem Hügel lag, sodass man vom Außenbereich aus über die ganze Stadt blicken konnte! Einfach unvergleichlich! Falls ihr euch mal in Kagoshima befindet und ein tolles Onsen sucht, nehmt das Onsen im Hotel Shiroyama!

Der vierte Tag ging leider nicht so schön los. Auf Grund der Tatsache dass ein Taifun im Anmarsch war konnten wir leider nicht zu dem Onsen gehen was ein besonderes Sandbad angeboten hätte. Eigentlich wollten wir uns am Strand in den Sand eingraben lassen und uns von der vulkanischen Aktivität wärmen lassen. Leider fiel dies allerdings flach, da das Bad auf Grund des schon genannten Taifuns geschlossen war. Deshalb haben wir uns spontan das Meiji-Museum angeguckt, ein Museum über die Zeit kurz nachdem sich Japan dem Westen öffnete und sich in Rekordzeit modernisierte. Es war sehr informativ und interessant. Allerdings habe ich wie so oft das Gefühl das alles ein bisschen hochgelobt wird und es keine kritische Sicht auf bestimmte Dinge gibt. Ich verstehe einfach nicht wie ein Mann als lokales Vorbild angesehen wird, der sich freiwillig dazu gemeldet hat nach Korea zu fahren sich dort so schlecht zu benehmen, dass sich die Koreaner dazu gezwungen gefühlt hätten ihn umzubringen um damit einen Krieg zwischen Japan und Korea zu provozieren. Das ist Gott sei Dank nicht passiert aber ich hätte mir schon gewünscht das man auch ein paar kritische Töne lesen hätte können. Vielleicht liegt es auch nur daran dass ich die Englische Version des Audioguides hatte. Aber dieses Phänomen ist hier nicht selten. Zumindest kommt mir das so vor.
Zum Schluss ging es noch einmal richtig schön Mittag essen. Es gab wieder Shabushabu in einem schönen Restaurant! Oh das Essen was so gut! Und wir haben sogar einen extra Raum bekommen. Entweder waren wir zu laut oder die Angestellten waren besonders nett. Auf jeden Fall war es sehr schön!






Die Reise war wirklich toll! Ich werde auf jeden Fall irgendwann noch einmal zurück kommen um in mehr heiße Quellen zu gehen!

Bonus:
Hier noch ein paar andere Bilder von der Reise.


Riesiges begehbares Pikachu im Hauptbahnhof.



Der eingang des tollen Onsens.

Kurz vor meiner Rückreise mit dem Shinkansen.




Uuuuund...
Franco the crazy cat lady:






Freitag, 2. Mai 2014

Halbzeit

Jetzt bin ich schon etwas mehr als 6 Monate hier und langsam wird es Zeit ein Zwischenfazit zu ziehen. Aus diesem Grund habe ich mir ein paar Fragen ausgedacht und werde sie heute versuchen zu beantworten.

Was gefällt dir an Japan am besten?
Das ist schwer zu sagen. Es gibt viele kleine und große Dinge die ich an Japan toll finde.
Zum einen das Essen! Japanische Küche ist echt klasse wenn man den Geschmack mag. Ich rede jetzt nicht nur von Sushi und Ramen. Es gibt so viele verschiedene Gerichte die in Europa nicht sehr bekannt sind, aber trotzdem sehr japanisch und unglaublich lecker!














 Auch japanische Süßigkeiten sind echt super! Ich könnte mich in Grüntee-Eiskrem mit Warabimochi rein setzten! (Auch wenn's leider ein bisschen kalorienreich ist) klassische japanische Süßigkeiten haben einen eigenen Geschmack und sind nicht mit den westlichen Süßigkeiten zu vergleichen. Oft wird Mochi, ein klebrig-weicher Teig aus gestampftem Reis , Anko , süße rote Bohnen-Paste, Kastanien-Paste und grüner Tee benutzt. Und das sind nur einige der Zutaten.

Convinience Stores sind einfach klasse! Man kann dort nicht nur ganze Gerichte kaufen wenn man mal keine Lust oder Zeit hat zu kochen, nein, man bekommt dort auch Snacks, Getränke Zeitschriften und alles was man sonst noch so brauchen könnte und das 24 Stunden am Tag. Quasi wie eine gute Tankstelle, nur ohne Benzin. Anders als bei einer Tankstelle ist allerdings, dass man dort auch seine Überweisungen tätigen, Geld abheben, seine IC-Karte aufladen, Tickets kaufen, Rechnungen bezahlen, Pakete abholen und und und machen kann.
Das Nahverkehrssystem! Einfach super! Du kommst von A nach B ohne Probleme. Das kommt man auch in Deutschland sagt ihr? Das mag wohl sein, anders als in Deutschland ist man hier aber pünktlich! Auf die Minute!!! Bist du um 12.30 am Bahnhof verabredet? Kein Problem! Nimm den Zug so, dass du um 12.27 ankommst! Du hast garantiert keine Verspätung. Das ist sehr angenehm.
Was die Sache zusätzlich vereinfacht sind die in Japan so oft benutzten IC-Karten. In Japan muss man wie in London vor der Fahrt ein Ticket kaufen um bei betreten des Bahnhofs durch die Ticketschranken zu kommen. Entweder man kauft sich ein Einmal-Ticket oder man benutzt die super praktische IC-Karte. Anstatt dein Ticket in die Schranke zu stecken und es auf der anderen Seite wieder zu bekommen kann man ganz einfach sein Portemonnaie mit der IC-Karte im Inneren über das Gate ziehen und schon ist man im Bahnhof. Am Ankunftsbahnhof wird das gleiche beim Verlassen des Bahnhofs gemacht und der zu bezahlende Betrag wird automatisch von der Karte abgebucht. Falls man nicht genug Geld auf der Karte hat ist das auch kein Problem. Man lädt sie einfach an einer der zahlreichen Auflademaschinen mit dem gewünschten Betrag auf. Super praktisch.
Allerdings ist das nicht das einzige was man mit der IC-Karte machen kann. Obwohl sie eigentlich für den Nahverkehr gedacht war kann man mit dieser Karte mittlerweile auch an Automaten Getränke bezahlen, in Geschäften und Convinience Stores seine Einkäufe bezahlen und selbst einige Taxi-Unternehmen akzeptieren die IC-Karte mittlerweile als Zahlungsmethode. Verrückt oder?
Alles ist süß! Es gibt so viele Dinge hier die unglaublich niedlich, süß, stylisch oder schön sind und ich würde sie am liebsten alles kaufen! 





100Yen Läden! Tolles Zeug für sehr wenig Geld.
Und das ist bei weitem nicht alles! Ich könnte noch stundenlang über Kaufhäuser, Restaurants, Badehäuser, süße Fotoautomaten die deine Haut weiß und deine Augen riesig machen, Game-Center und Karaoke-räume reden, aber ich glaube dann wir der Post zu lang und ich habe nichts mehr für die nächsten Blogeinträge.
Also: Nächste Frage.

Was stört dich am meisten?
Ich glaube die Tatsache dass ich immer herausstechen werde. Es ist zwar schön etwas mal etwas besonderes zu sein, manchmal möchte man allerdings auch mal im Zug sitzen oder im Bahnhof laufen und einfach in der Masse untergehen. Das ist für mich auf Grund meines Aussehens leider etwas schwierig. Es ist nicht so als würde ich mich für etwas Besonderes halten, allerdings bin ich in diesem Land ja nur zu Gast und diese Tatsache ist ja auch für jeden Offensichtlich. Deswegen muss ich ständig darauf achten was ich tue. Wenn ich mich daneben benehme oder etwas unhöfliches tue ist es wahrscheinlich dass es nicht nur auf mich zurück fällt sondern dass die Leute denken alle Deutschen oder alle Ausländer wären so. Das liegt leider in der Natur des Menschen.

Was ist der praktischste Gegenstand den du gesehen hast?
Vieles. Es gibt in Japan viele Single-Haushalte, weswegen viele Dinge in kleinen Portionen zu erhalten sind. Mein persönliches Highlight ist glaube ich allerdings der einen Tasse Kaffee ohne Maschine! Genial. Aber generell sind die Verpackungen hier sehr schlau konzipiert.


Eine andere wunderbare Sache sind die Gesichtsmasken. Sehr praktisch um eine laufende Nase zu verstecken, sich vor Pollen zu schützen, während des Schlafens den Hals nicht austrocknen zu lassen oder ätherische Öle einzuatmen. Diese Masken kommen in verschiedenen Farben und Formen, für Kinder, für Erwachsene, Männer, Frauen, Masken die man tragen kann wenn man Make-up aufgelegt hat, Masken mit eingebauten Laschen für Kissen die in Ätherischen Ölen getränkt sind und und und. Ich finde die Dinger wirklich sehr praktisch und Angenehm zu tragen! Man muss sich keine Gedanken machen sein Gegenüber nicht anzuhauchen wenn man krank ist und es ist irgendwie angenehm zu wissen dass man seine Bazillen bei sich behält.
Ich wünsche es wäre sozial akzeptiert diese Masken auch in Deutschland zu tragen.


Welches Stereotyp hat sich als wahr herausgestellt?
Japaner sind im meistens sehr freundlich und zuvorkommend. Es wird viel Wert auf die Gemeinschaft und Manieren gelegt, was ich in Deutschland leider oft vermisse.

Welches Stereotyp hat sich als falsch herausgestellt?
Alle Japaner lesen Manga und schauen Anime und Cosplay ist total akzeptiert in Japan. Tut mir Leid wenn ich jetzt jemanden enttäuschen muss aber Cosplay, MaidCafes und Leute die sich zu sehr auf Anime und Manga fixieren sind hier fast noch verpönter als in Deutschland.


Was hat dich geschockt?
Der Straßenverkehr! Mein Gott war ich naive als ich dachte Japaner würden sich wie sonst auch an die Regeln halten. Nein. Das alles scheint vergessen sobald man hier besonders auf einem Fahrrad sitzt. (Natürlich ist mir bewusst dass nicht jeder so ist.) Es wird über den Bürgersteig gerast als gäbe es kein morgen, fast ohne Rücksicht auf die Passanten die den selben Bürgersteig benutzten. Ich habe schon oft gesehen dass ein Fahrrad fast jemanden umgefahren hat oder dass es zu Unfällen gekommen wäre und obwohl in Japan das Linksfahrgebot gilt scheint dies für Fahrradfahrer nicht zu gelten. Sie fahren links, rechts, auf der Straße, auf dem Bürgersteig. Wo immer es ihnen gefällt, ohne Rücksicht auf Verluste. Hier ein Interessanter Artikel dazu, der die Situation meiner Meinung nach noch einmal schön veranschaulicht.
Auch die Autofahrer sind nicht viel besser. Wie oft habe ich schon Leute ohne Gurt fahren sehen und was ich besonders schlimm finde, Kinder unangeschnallt im Auto stehen sehen oder eine Mutter mit ihrem Kind auf dem Rücken geschnallt hinter dem Steuer!
Das habe ich nicht erwartet als ich hier her gekommen bin!

Was hat dich positiv überrascht?
Mir war zwar klar das Japaner im allgemeinen sehr höflich und zuvorkommend sein sollen, aber mit der extremen Hilfsbereitschaft mit der man mir entgegnete habe ich allerdings nicht gerechnet. Innerhalb der ersten paar Tage war ich in der neuen Umgebung ein bisschen verloren und musste einige malen nach dem Weg fragen und anstatt mir den Weg zu erklären sind die Damen und Herren mit mir gekommen um mich dort hinzubringen wo ich hin musste. Und ich war nicht die einzige der es so ergangen ist. Auch meine Kommilitonen und Mitbewohner mit denen ich darüber gesprochen habe, haben mir von ähnlichen Erfahrungen berichtet.
Die Leute aus Kansai sind einfach sehr freundlich, offen und hilfsbereit!

Was vermisst du an Deutschland am meisten?
Ich komme mir mittlerweile etwas verfressen vor, aber neben dem Offensichtlichen Dingen, wie meiner Familie, meinem Freund und meinen Freunden, vermisse ich besonders das deutsche Essen. Currywurst, Pommes mit Mayo, Kartoffeln mit Würstchen, vernünftiges Fleisch und so weiter.
Ich vermisse auch das Zwitschern der Vögel! Morgens aufzuwachen, das Fenster zu öffnen und die Vögel zwitschern zu hören oder Nachmittags im Garten zu sitzen, zu lesen und nebenbei den Vögeln zu lauschen ist etwas was ich sehr vermisse. Komisch oder? Japanische Vögel machen einfach andere Geräusche und im Sommer ist das ganze sowieso von dem Zirpen der Zikaden überschatte, was auch seinen Charme hat, aber die europäischen Vögel vermisse ich trotzdem.

Wie hat dich der Auslandsaufenthalt bis jetzt verändert?
Das ist eine schwierige Frage, da man Veränderungen an sich selbst ja meist nicht sieht. Was mir allerdings klar geworden ist, ist dass Japan ein wunderbares Land mit wunderbaren Leuten ist, dass ich hier allerdings nicht für immer leben und besonders nicht arbeiten möchte. Ich vermisse Deutschland einfach zu sehr und kann mich mit der Arbeitsmoral hier einfach nicht anfreunden. Nicht dass die Leute hier nicht arbeiten würden? Im Gegenteil. Sie arbeiten unglaublich viel und mir kommt es manchmal so vor als wäre ihre Arbeit ihr ganzes Leben. Ich denke allerdings, dass ich den Fokus in meinem Leben auf andere Dingen legen möchte.
Wiederkommen werde ich allerdings auf jeden Fall und ich würde jedem nahelegen Japan mindestens einmal in seinem Leben besucht zu haben!